A23: Charakterisierung von Asset Pricing Anomalien

Die Intermediary Asset Pricing Theorie impliziert, dass Kapitalbeschränkungen für Finanzintermediäre ein wichtiger Baustein sind, um die Querschnittsvariation in Risikoprämien zu erklären. Korrespondierende empirische Studien verwenden Aktienportfolios als Test-Assets, zum Beispiel sortiert nach Marktkapitalisierung, Buch-Markt-Verhältnis oder Momentum. Diese Portfolios eignen sich dazu, die Bedeutung des Intermediärkanals zu diagnostizieren, da sie im Querschnitt eine ausgeprägte Renditevariation aufweisen. Die Frage, ob und welche der zahlreichen Asset Pricing Phänomene jedoch durch Friktionen erklärt werden können, bleibt weitgehend unbeantwortet. Das Ziel unseres Projekts ist es, diese Frage zu beantworten, indem wir zwei Märkte miteinander vergleichen, den Aktienmarkt und den Optionsmarkt. Einige neuere Forschungsarbeiten legen nahe, dass Friktionen Aktien- und Optionsmärkte in unterschiedlichem Ausmaß beeinflussen. Für Aktienpreise spielen Eigenkapital- und Liquiditätsbeschränkungen seitens der Banken und anderer Intermediäre eine Rolle. Zudem sind Steuern, Liquiditäts- und Leerverkaufsbeschränkungen wichtige Treiber von Aktienpreisen. Optionspreise werden durch Margen-, Liquiditäts- und Leerverkaufsbeschränkungen beeinflusst. Alle diese Mechanismen führen zu Abweichungen der Wertpapierpreise von ihren friktionslosen Äquivalenten. Die Marktteilnehmer sind sich sehr wahrscheinlich über diese Diskrepanz im Klaren, können aber aufgrund der Friktionen daraus keinen Profit schlagen. Friktionen können also als „Limits of Arbitrage“ angesehen werden. Unser Projekt untersucht, ob bestimmte Asset Pricing Anomalien im Querschnitt mit Verletzungen von No-Arbitrage-Bedingungen zwischen dem Aktien- und dem Optionsmarkt zusammenhängen. Dazu konstruieren wir Optionsportfolios, die die Zahlungsströme von Aktien exakt replizieren. Die Put-Call-Parität impliziert, dass die Preise der Aktien und der replizierenden Optionsportfolios identisch sein müssen. Ist die Parität verletzt, muss entweder die Aktie oder das Optionsportfolio aufgrund von Kapitalmarktfriktionen fehlbewertet sein. Um den Zusammenhang zu Anomalien herzustellen, sortieren wir Aktien gemäß verschiedener Kriterien in Portfolios. Der Vergleich der Portfoliorenditen mit den entsprechenden Optionsportfoliorenditen ermöglicht es uns zu untersuchen, ob eine Asset Pricing Anomalie durch einen friktionsbasierten Mechanismus erklärt werden kann. In einem zweiten Schritt verknüpfen wir die Zeitreihen- und Querschnittseigenschaften der Renditeunterschiede mit Intermediär- und Kapitalmarktfriktionen und vergleichen die empirischen Muster mit den Implikationen eines Intermediary Asset Pricing Modells. Dies ermöglicht uns Aussagen über die ökonomischen Hintergründe von Anomalien und damit eine Verbindung der Intermediary Asset Pricing Literatur mit der Literatur zu Asset Pricing Anomalien.

Projektleitung: JProf. Dr. Julian Thimme und Prof. Dr. Marliese Uhrig-Homburg