A13: Exchange Traded Funds und Extremrisiken

Passive Anlageprodukte wie z.B. Exchange Traded Funds (ETFs) sind in ihrem Volumen in den letzten Jahren stetig und signifikant gewachsen. Der steigende Marktanteil passiver Anlageformen hat in der Praxis, in der Politik und in der Wissenschaft große Aufmerksamkeit gefunden. Ein Standpunkt in der Debatte ist, dass ETFs harmlos sind, da sie preiswertes Investieren ermöglichen und die Liquidität und Preisfindung der enthaltenen Aktien verbessern. Dagegen äußern Regulatoren und Politikverantwortliche oft, dass ein hoher Anteil passiver Investments relativ zur Gesamtmarktkapitalisierung dazu führt, dass zu wenige aktive Manager die Preisfindung im Markt leisten und Märkte illiquide werden könnten, wenn passive Investoren alle in die gleiche Richtung handeln wollen. ETFs sind auch im Kontext der Marktstabilität relevant, da sie auf dem Sekundärmarkt sowohl von institutionellen als auch von privaten Anlegern gehandelt werden können. Unser Projekt will zu dieser Debatte durch eine empirische Untersuchung des Zusammenhangs zwischen ETF-Zu- und Abflüssen und Maßen für Marktqualität und Marktrisiko beitragen. Ein zentrales Problem ist hier die Identifikation der Kausalität zwischen ETF-Flüssen und diesen Maßen. So ist es z.B. nicht einfach möglich, den Effekt von ETF-Besitz auf relevante Renditemomente zu isolieren, da Aktien nicht rein zufällig in ETFs aufgenommen werden oder wieder ausscheiden. In der jüngeren Literatur werden Änderungen in der Zusammensetzung der Indizes, die von passive ETFs nachgebildet werden, genutzt, um dieses Identifikationsproblem zu lösen. Diese Änderungen führen dazu, dass passive ETFs neu hinzukommende (ausscheidende) Aktien vermehrt kaufen (verkaufen). Wir wollen auf diesen Änderungen der Indexzusammensetzung aufbauen und die dadurch induzieren Veränderungen im ETF-Besitz als Instrument für den Test einer kausalen Wirkung von ETF-Besitz auf Aktienmarktrisiko nutzen. Insbesondere wollen wir uns auf Veränderungen in den Extremrisiken auf dem Aktienmarkt aufgrund von ETF-Zu- oder Abflüssen konzentrieren, da in der öffentlichen Diskussion oft argumentiert wird, passive ETFs würden die Wahrscheinlichkeit extremer Preisbewegungen über die obigen Mechanismen erhöhen. Extremrisiken könne dabei mit Hilfe von Optionspreisen oder über den Querschnitt der Aktienrenditen gemessen werden. Wir wollen auch die Lücke zu einer anderen neuen Literatur schließen, die sich in einem allgemeineren Sinne mit der Schätzung der Wirkung von Flussgrößen auf Marktergebnisse wie Preise, Liquidität oder Volatilität befasst. Gabaix and Koijen (2020) entwickeln einen neuen Ansatz, um Schwankungen auf der Ebene des Gesamtmarkts als Reaktion auf Mengenänderungen mit Hilfe so genannter “Granularer Instrumentalvariablen” zu analysieren. Wir bauen auf diesem Ansatz auf, um die kausalen Effekte der Veränderungen im Aktienbestand verschiedener (z.B. aktiver und passiver) institutioneller Intermediäre auf Preise, Liquidität und Volatilität zu schätzen.

Projektleitung: Prof. Dr. Maik Schmeling und Prof. Dr. Christian Schlag