A12: Fragmentierte Intermediation, Risikoprämien von Anleihen und Marktstabilität

Die Intermediation auf dem Markt für Unternehmensanleihen hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten enorm verändert. Zum einen ziehen sich Handelsabteilungen großer Banken, die typischerweise gleichzeitig in verschiedenen Anlageklassen als marginale Investoren auftreten und damit preisbestimmend sind, aufgrund strengerer Regulierung zurück. Zum anderen halten Investmentfonds und ETFs, die durch ihre Anlagepolitik oft auf ein eher begrenztes Anlageuniversum beschränkt sind, einen immer größeren Anteil am gesamten ausstehenden Volumen in ihren Portfolios. Im Projekt untersuchen wir diese Transformation der Intermediationslandschaft weg von Institutionen, die gleichzeitig in vielen Anlageklassen marginal sind, hin zu einer fragmentierten Intermediation mit Intermediären, die jeweils nur für bestimmte Anleihen oder Anleihemarktsegmente marginal sind. Unser Projekt beginnt mit einer deskriptiven Untersuchung, wie sich die Intermediation von Banken zu Fonds verlagert hat. Wir betrachten die Unterschiede der Intermediation im Querschnitt der Anleihen und analysieren ihre Beziehung zu Eigenschaften der Anleihen. Ein Vergleich der Intermediation während verschiedener Krisenphasen soll aufzeigen, wie die Intermediation während solcher Marktphasen funktioniert und wie sich die Bedingungen im Laufe der Zeit verändert haben. Anschließend analysieren wir theoretisch und empirisch, wie sich die Haltestruktur einer Anleihe und die Art der Intermediation auf den Preis und die Risikoprämie der Anleihe auswirken. Darüber hinaus soll die Analyse der Unterschiede zwischen ETFs und Investmentfonds die Auswirkungen verschiedener Liquiditätsmanagementkonzepte auf die Anleihepreise beleuchten. Im letzten Teil des Projekts fokussieren wir uns auf Krisenphasen und die Frage, wie verschiedene Arten der Intermediation Marktschocks abmildern oder verstärken. Die Diskrepanz zwischen der Liquidität von Fondsanteilen, die oft ohne Kosten zum täglichen Nettoinventarwert verkauft werden können, und den illiquiden Anleihen in den Portfolios der Fonds könnte Investoren dazu verleiten, ihre Anteile so schnell wie möglich abzustoßen, was wiederum zu Fragilität während Stressereignissen führen könnte. Daher entwickeln wir einen Indikator für die Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmte Anleihe im Falle eines möglichen zukünftigen Stressereignisses durch Fragilität betroffen ist. Abschließend untersuchen wir, ob ein solcher Fragilitätsindikator im Querschnitt der Anleiherenditen gepreist ist.

Projektleitung: Prof. Dr. Philipp Schuster und Prof. Dr. Marliese Uhrig-Homburg