A22: Intermediärsfriktionen, Händlerpositionen und Optionspreise

Der Optionsmarkt ist ein Paradebeispiel für einen Markt, auf dem Intermediäre eine große Rolle spielen. In Konkurrenz zueinanderstehende Optionshändler legen Preise abhängig von ihren Kosten für die Nachbildung der Auszahlung der Option fest. Endkunden handeln zu diesen Preisen zu Absicherungs-, Spekulations- oder Risikomanagementzwecken. Anders als bei Aktien steht bei Optionen jeder positiven eine negative Position gegenüber, wodurch die Nettoposition, mit der Intermediäre Risiken ausgesetzt sind, wichtig wird. Die besondere Rolle der Intermediäre rührt auch daher, dass der Optionshandel im Vergleich zum Handel auf Kassamärkten ein höheres Maß an Expertise erfordert, nicht zuletzt durch ausgefeilte Arbitragestrategien, die zentral für die Preisbildung bei Derivaten sind. Angesichts dieser Bedeutung von Intermediären ist zu erwarten, dass Friktionen die Beziehung zwischen Intermediären und Optionsmärkten prägen. Hierbei spielen sowohl die Unvollständigkeit des Marktes als auch Friktionen wie Markt- und Finanzierungsliquidität eine große Rolle. Beides begrenzt die Risikotragfähigkeit von Intermediären, da letztere unter diesen Friktionen nicht in der Lage sind, Risiken perfekt abzusichern. Im Ergebnis weichen Optionspreise von friktionslosen Preisen aus Standardoptionspreismodellen ab. Dort werden Optionen als redundante Wertpapiere angesehen, die durch dynamische Handelsstrategien in der zugrundeliegenden Aktie und dem risikolosen Wertpapier perfekt dupliziert werden können. Im Projekt wollen wir den Einfluss von Marktliquidität und Intermediärsfriktionen auf die resultierenden Optionspreise, Optionsrenditen und auf Optionsliquidität theoretisch und empirisch untersuchen. Wir entwickeln zunächst ein theoretisches Modell, um gleichzeitig Optionspreise und Geld-Brief-Spannen in Abhängigkeit der Position der Optionshändler, der Transaktionskosten im Basiswert und anderer Friktionen abzuleiten. Das Modell gibt uns einen ersten Anhaltspunkt für die Bedingungen, unter denen sich Friktionen entweder im Preisniveau oder in der Geld-Brief-Spanne widerspiegeln. Um unsere Hypothesen empirisch zu testen, verwenden wir Daten zu Optionen auf Einzelaktien. Dabei nutzen wir Unterschiede in der Händlerposition im Querschnitt der Optionen, wobei wir verschiedene Aggregationsstufen bezüglich der Positionen von Händlern in ähnlichen Optionsserien betrachten und auch die Persistenz der Beziehungen untersuchen. Für unsere empirische Analyse sind wir auf zuverlässige empirische Kennzahlen für Händlerpositionen, Optionsliquidität und delta-gehedgte Optionsrenditen angewiesen. Der Vergleich und das Benchmarking verschiedener solcher Maße ist ein eigener methodischer Beitrag unseres Projekts. Im letzten Teil betrachten wir schließlich den Einfluss von Intermediärsfriktionen im Zeitverlauf. Hierbei wollen wir verstehen, inwieweit Auswirkungen von Friktionen auf Optionspreise von der allgemeinen Risikotragfähigkeit des Intermediärsektors abhängen.

Projektleitung: Prof. Dr. Philipp Schuster und Prof. Dr. Marliese Uhrig-Homburg